Für die Christen früherer Jahrhunderte stand es völlig außer Frage, dass es ein physisch er-fahrbares Weltende geben wird. In der Apokalyptik hat diese Endzeiterwartung ihre eindring-lichste Ausformulierung erfahren. Doch haben die Bilder der Apokalypse und der Glauben an den Weltuntergang resp. die Vollendung der Welt heute kaum noch Platz in unserem christli-chen Glauben. Statt aber verschwunden zu sein, sind Endzeiterwartungen und apokalyptische Szenarien heutzutage in säkularisierter Gestalt nach wie vor anzutreffen, meist unter knackigen Formeln wie Y2K, 9/11 und 2012 verborgen. In der Veranstaltung wollen wir verschiedenen Phänomenen gesteigerter Endzeiterwartung vom Mittelalter bis in die Gegenwart nachspüren, wobei uns vor allem die Frage beschäftigen soll, warum die Eschatologie auf den ersten Blick aus unserer gegenwärtigen Christentumspraxis verschwunden scheint.